Freitag, 23. Juli 2010

Sprachlicher Turnoff Nr.1: "Altengerechte Wohnversorgung"

Eine an sich tolle Initiative der Bundesinnung Bau bleibt wieder im ewig-gestrigen Jargon stecken und verringert dadurch seine Chancen, außerhalb des Kreises der "üblichen Verdächtigen" (Behindertenorganisationen et. al.) – wahrgenommen zu werden.

Ein Titel, der – salopp formuliert – an artengerechte Tierhaltung erinnert, ist kaum dazu angetan, die wichtige Botschaft der Studie publik zu machen: Wohnen zuhause im Alter ist nicht nur für alle Menschen physisch und psychisch weniger belastend, es verursacht auch im Gesundheits- und Sozialsystem – und damit für uns alle – wesentlich geringere Kosten.


Die Studie belegt den wesentlichen Vorteil von Wohnungsumbau gegenüber den Kosten von Pflegeheim oder Wohnungsneubau mit Betreuung. Nachzulesen bei der Bundesinnung Bau, wo die Studie in Langfassung zur Verfügung steht.

design for all kann noch ein Schäuferl nachlegen. Wenn bereits in der Planung darauf geachtet wird, dass sich der Wohnraum den Anforderungen unterschiedlicher Lebensphasen anpassen kann, dann ist jede Wohnung potenziell barrierefrei und mit geringen Adaptierungskosten auch im Bedarfsfall barrierefrei (siehe auch "Anpassbarer Wohnbau", eine Publikation des Referats Barrierefrei der Stadt Graz). Wenn zudem das Umfeld der Nahversorgung barrierefrei erreichbar ist, dann können der selbstständige Bewegungsradius und die sozialen Kontake aufrechterhalten werden. Was wiederum positiv auf die psychische Verfassung wirkt.

Eine barrierefrei gestaltete Umgebung hat zusätzlich präventiven Charakter. Ein Großteil der Sturzunfälle geschieht zuhause (nachzulesen in Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit) oder im unmittelbaren Umfeld. Jeder verhinderte Sturz spart hohe finanzielle und persönliche Folgekosten.

Diese positive Spirale kann an unterschiedlichen Punkten angefasst und verstärkt werden. Die Wahl der Sprache ist ein kleines, aber wirksames Rädchen im Werk.

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