Freitag, 28. Februar 2014

Nutzungsqualität – das neue (alte) Selbstverständnis von gutem Design

Der Begriff „Design“ ist in unseren Breiten im Allgemeinen mit oberflächlicher Bearbeitung eines Produkts verbunden, mit kurzlebigen Modeerscheinungen, mit hohen Preisen. Schade, denn gutes Design steht grundsätzlich für ein gestaltetes Objekt, das denjenigen, die das Objekt nutzen, Freude bereitet. Das kann offensichtliche und bewusste Freude an der Ästhetik sein, aber auch der unbewusste Komfort, die Leichtigkeit im Umgang mit dem „Ding“, der Situation, dem Gebäude.

Mehr als Usability
Es geht also um wesentlich mehr als die reine „Usability“, die Funktion. Besonders im Zusammenhang mit Barrierefreiheit wird die Gestaltung jedoch oftmals darauf reduziert, so, als wäre sie ein notwendiges Übel und nicht integraler Teil des Produkts oder der Dienstleistung. Diese entweder/oder-Diskussion dominiert die Grundhaltung, wenn es um Nutzungsanforderungen für Alle geht. Sogar der oft strapazierte Ausdruck „Form follows Function“ (Form folgt Funktion) ist in seiner Auslegung nicht so eindimensional wie es klingt.

“Pleasant things work better“, Don Norman

Auch die Ästhetik hat Funktion, sie spricht Emotionen an (das gefällt mir, das passt zu mir) und gibt Hinweise zur Funktion über Materialauswahl oder bewusste Platzierung von Gestaltungselementen. Auch Don Norman, einer der Pioniere von Usability im Zusammenhang mit technischen Geräten, kommt nach Jahrzehnten der Usabilityforschung zu dem Schluss, dass „angenehme Dinge besser funktionieren“, die Gesamtsituation schlussendlich über die Qualität der Funktion entscheidet.   

Weder Reduktion auf Funktion noch Behübschung der Oberfläche
Die Nutzungsqualität, die hier gemeint ist, definiert die Gesamtsituation, für die ein Objekt oder ein Raum gestaltet wird. Mehr Bewegungsraum ist ein Komfortkriterium genauso wie die mühelose Bedienung einer Armatur, die Möglichkeit, den Kinderwagen vor die Wohnung zu stellen, sich selbstständig zu orientieren oder das Verfallsdatum eines Lebensmittels lesen zu können. Kaum vorstellbar, dass sich jemand dagegen wehrt, eine Situation grundsätzlich komfortabler zu gestalten, trotzdem ist das an der Tagesordnung.
Nutzungsqualität offenbart sich in ihrer zumeist unsichtbaren Mühelosigkeit, Anpassbarkeit für unterschiedliche Anforderungen und dem Grundverständnis, dass attraktive Gestaltung allen Menschen zusteht.