Mittwoch, 3. November 2010

Shared Space und taktile Leitsysteme

In einer Radiosendung ("In Touch", 2. November auf BBC Radio 4) schildern Sehbehinderte und Blinde ihre Erfahrungen mit taktilen Leitsystemen und "Shared Space"-Konzepten.

Taktile Leitsysteme sind eine Art Sichtbarmachung von barrierefreier Gestaltung im öffentlichen Raum. Hurrah! Wir haben auch an die Blinden gedacht. Man vergisst dabei, dass ca. 97% der Sehbehinderten einen Sehrest haben und nicht ausschließlich auf taktile Informationen angewiesen sind. In Österreich sind 400.000 Menschen als sehbehindert registriert, 10.000 von ihnen sind blind.
Dabei kann die "Grammatik" der taktilen Leitsysteme recht kompliziert werden – in UK gibt es 7 verschiedene Arten von Oberflächen.


Viel Kritik gibt's am Shared Space, das als visionäres Verkehrsplanungskonzept gilt, wobei alle VerkehrsteilnehmerInnen eine gleichberechtigte Position einnehmen: ohne Verkehrszeichen und Signalanlage, ohne Gehsteigkanten und Markierungen. Und genau das ist das Problem. Jemand mit Sehbehinderung kann sich nicht mit AutofahrerInnen oder anderen VerkehrsteilnehmerInnen über Augenkontakt verständigen, aber darauf beruht das Prinzip des Shared Space. Durch das Wegfallen von Gehsteigkanten gehen wesentliche Orientierungs- und Sicherheitselemente verloren.
Sogar eine "Give us back our pavements"-Kampagne wurde gestartet.

In beiden Fällen gilt:
  1. Partizipation von Sehbehinderten und Blinden im Planungsprozess,
  2. konsistenten Anordnung von Verkehrszeichen und anderen vorhersehbaren Hindernissen (ganz abgesehen von den zufälligen Hindernissen wie Werbetafeln und Pflanzentröge)
  3. sparsame, zielgerichtete und konsistente Anwendung von taktilen Elementen.
Eine Stellungnahme des "Joint Committee on Mobility of Blind and Partially Sighted People" zum Shared Space-Konzept beschreibt die derzeitige Situation im Detail.

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