Seit über 20 Jahren beschäftige ich mich mit den Auswirkungen meiner Arbeit als Informationsdesignerin. Über die Auseinandersetzung mit Menschen, deren Nutzungserfahrungen ich aus meiner eigenen Position heraus nicht nachempfinden kann, fand eine fast organische Entwicklung hin zum Inclusive Design statt, noch ohne das formal so wahrzunehmen. Die Vertiefung ins Thema der „Accessibility“ führte rasch über die Gestaltungsarbeit hinaus in eine politische Sphäre, in der „Barrierefreiheit“ das zentrale Thema ist, ideologisches Gepäck der Antidiskriminierungsbewegung inklusive. In diesem Diskurs blieb – und bleibt – Design jedoch zumeist auf der Strecke.
Und ich finde mich in einer Verteidigungsrolle wieder, und zwar auf zwei Fronten: einerseits gegenüber Vertretern von Behindertenorganisationen, die – völlig legitim – ihre maximale Anforderung durchsetzen wollen (oft unabhängig davon, wie diese Forderung ein Gestaltungs- und Nutzungskonzept im öffentlichen Raum beeinflusst). Andererseits Kollegen aus Design und Architektur, wo ich immer wieder erklären muss, dass ein Inclusive Design Prozess nichts mit Behinderung zu tun hat und „barrierefrei“ nicht heißt, auf eine kleine Gruppe von Rollstuhlfahrern Rücksicht zu nehmen.
In den letzten fünf Jahren ist „barrierefrei“ als Begriff im Mainstream angekommen (jede Bezirkszeitung schreibt über barrierefreies Wohnen), nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung. In Österreich wirkt auch das Auslaufen der Übergangsfristen für das Österreichische Bundesbehindertengleichstellungsgesetz mit Anfang 2016 sehr belebend auf den Diskurs, wenn auch zumeist im negativen Sinn.
Immer noch geht es um ein Defizit, das irgendwie ausgeglichen werden muss, eine Randgruppe, die Kosten verursacht. Wenige positive Stimmen über Qualitätsgewinn, zufriedene Kunden, und soziale Inklusion gehen unter im allgemeinen Aufruhr.
Inklusives Denken als selbstverständlicher Teil jedes Designprojekts, als unverzichtbarer Bestandteil jedes Architekturwettbewerbs, als Bedingung für Förderungen mit öffentlichen Geldern? Davon sind wir noch meilenweit entfernt. Ich stelle mir die Frage, warum das so ist.
Dazu zwei Thesen:
1. Begriffe wie „Universal Design“ oder „Design for All“ zementieren das Thema als separate Disziplin ein, von der man sich als Gestalter ganz leicht distanzieren kann.
2. Die gesellschaftliche Relevanz wird nicht erkannt, weil sich Design, Architektur und Raumplanung nicht als Einheit begreifen und nicht mit einer Stimme sprechen.
So wichtig es ist, gutes Universal Design vor den Vorhang zu holen – im Sinne der Wahrnehmung von Designqualität in allen Disziplinen müssen wir unser Selbstverständnis weiterentwickeln und unsere Botschaft verbreitern: Design als Inbegriff für ganzheitliches Denken in der Gestaltung unseres Alltags. Das gelingt besonders gut, wann immer sich Architektur und Design gemeinsam als gleichwertig präsentieren. Auf dieser breiten Basis ist auch die gesellschaftliche Relevanz von gutem Design nicht mehr wegzudiskutieren.
Statement anlässlich der Universal Design Konferenz im Rahmen der Munich Creative Business Week 2016
Und ich finde mich in einer Verteidigungsrolle wieder, und zwar auf zwei Fronten: einerseits gegenüber Vertretern von Behindertenorganisationen, die – völlig legitim – ihre maximale Anforderung durchsetzen wollen (oft unabhängig davon, wie diese Forderung ein Gestaltungs- und Nutzungskonzept im öffentlichen Raum beeinflusst). Andererseits Kollegen aus Design und Architektur, wo ich immer wieder erklären muss, dass ein Inclusive Design Prozess nichts mit Behinderung zu tun hat und „barrierefrei“ nicht heißt, auf eine kleine Gruppe von Rollstuhlfahrern Rücksicht zu nehmen.
In den letzten fünf Jahren ist „barrierefrei“ als Begriff im Mainstream angekommen (jede Bezirkszeitung schreibt über barrierefreies Wohnen), nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung. In Österreich wirkt auch das Auslaufen der Übergangsfristen für das Österreichische Bundesbehindertengleichstellungsgesetz mit Anfang 2016 sehr belebend auf den Diskurs, wenn auch zumeist im negativen Sinn.
Immer noch geht es um ein Defizit, das irgendwie ausgeglichen werden muss, eine Randgruppe, die Kosten verursacht. Wenige positive Stimmen über Qualitätsgewinn, zufriedene Kunden, und soziale Inklusion gehen unter im allgemeinen Aufruhr.
Inklusives Denken als selbstverständlicher Teil jedes Designprojekts, als unverzichtbarer Bestandteil jedes Architekturwettbewerbs, als Bedingung für Förderungen mit öffentlichen Geldern? Davon sind wir noch meilenweit entfernt. Ich stelle mir die Frage, warum das so ist.
Dazu zwei Thesen:
1. Begriffe wie „Universal Design“ oder „Design for All“ zementieren das Thema als separate Disziplin ein, von der man sich als Gestalter ganz leicht distanzieren kann.
2. Die gesellschaftliche Relevanz wird nicht erkannt, weil sich Design, Architektur und Raumplanung nicht als Einheit begreifen und nicht mit einer Stimme sprechen.
So wichtig es ist, gutes Universal Design vor den Vorhang zu holen – im Sinne der Wahrnehmung von Designqualität in allen Disziplinen müssen wir unser Selbstverständnis weiterentwickeln und unsere Botschaft verbreitern: Design als Inbegriff für ganzheitliches Denken in der Gestaltung unseres Alltags. Das gelingt besonders gut, wann immer sich Architektur und Design gemeinsam als gleichwertig präsentieren. Auf dieser breiten Basis ist auch die gesellschaftliche Relevanz von gutem Design nicht mehr wegzudiskutieren.
Statement anlässlich der Universal Design Konferenz im Rahmen der Munich Creative Business Week 2016